Amankwah Forson ließ in dieser Saison schon einige Male sein Können aufblitzen. Gegen seinen Stammverein legte er gleich beide Treffer vor, am eigenen Torkonto will der Ghanaer noch arbeiten. Zudem erzählt er uns ausführlich wie seine fußballerischen Anfänge in Afrika ausgesehen haben und wie schwierig es für ihn war, den Sprung nach Europa zu schaffen.
Im Winter werden es zwei Jahre seit du nach Österreich gekommen bist. Wie gut hast du dich schon eingelebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt. Ich habe mich an die Lebensweise, an die Kultur, an das Essen sehr gut gewöhnt. Ich verstehe auch schon relativ gut Deutsch, am Sprechen der Sprache muss ich noch arbeiten. Ich werde im Winter zwei Jahre in Österreich sein, bin aber schon vor meinem ersten Engagement bei RB Salzburg mehrmals nach Österreich gereist. Ich nenne Österreich meine zweite Heimat.
Ich wurde deswegen sogar zwei oder drei Mal bei den Behörden meiner Stadt als vermisst gemeldet.Amankwah Forson
Lass uns einen Blick zurückwerfen. Als 15-Jähriger hast du in deinem Heimatland für die West African Football Academy gespielt. Wie bist du davor zum Fußball gekommen?
Ich bin in einer Stadt namens Konongo aufgewachsen, in der Fußball die Hauptunterhaltung für jedes Kind ist. Meine Liebe und Leidenschaft für das Fußballspielen wurden jedoch so stark, dass ich nichts anderes tat, als auf der Straße und in meiner Jugendmannschaft zu spielen. Im Alter von 12 Jahren spielte ich bereits für die U12, die U17 und manchmal sogar für die Mannschaft des Lehrer-Teams meiner Schule. Hin und wieder verließ ich, ohne meine Eltern zu informieren, tagelang mein zu Hause, um an Turnieren in verschiedenen Städten teilzunehmen. Ich wurde deswegen sogar zwei oder drei Mal bei den Behörden meiner Stadt als vermisst gemeldet (lacht).
Kann man den Spielstil in Afrika mit dem Fußball in Europa vergleichen?
Es gibt einige Ähnlichkeiten aber auch deutliche Unterschiede. Der physische Aspekt des afrikanischen Fußballs ist dem Stil vor allem in Österreich sehr ähnlich. Wo wir uns unterscheiden, ist die taktische Ebene. In Europa wird viel Wert auf die Rollen und Verantwortlichkeiten des einzelnen Spielers und des Kollektivs gelegt. Es wird jedoch viel getan, um auch diesen Aspekt im Fußball in Afrika deutlich zu verbessern.
Viele afrikanische Spieler träumen davon, den Sprung in den europäischen Fußball zu schaffen. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie schwer es war, ins Rampenlicht zu kommen?
Ja, es ist der Traum eines jeden Fußballers, besonders für diejenigen, die außerhalb Europas leben, diesen Schritt zu machen. Im Klubfußball ist Europa die beste Adresse und vielen Ligen anderswo um einiges voraus. Von Afrika aus ist es sehr schwierig, es zu schaffen, denn es gibt viele Hindernisse in Bezug auf Visa und Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit europäischer Vereine zu erlangen. Nicht viele europäische Vereine schicken Scouts nach Afrika. Zum Glück für mich hat RB Salzburg eine Art Partnerschaft mit der WAFA, die mir die Möglichkeit eröffnete, gescoutet zu werden. Der schwierigste Teil für mich war sicherlich, unter all den hochtalentierten Spielern der WAFA entdeckt zu werden. Durch Gottes Gnade wurde ich ausgewählt.
Du bist im Februar 2021 nach Salzburg/Liefering gekommen. Wie bist du von ihnen entdeckt worden?
Wie bereits erwähnt existiert eine Partnerschaft der WAFA mit Salzburg. Einige Spieler der WAFA inklusive mir durften bei der Next Generation Trophy in Salzburg mitspielen. Danach wurde ich mehrmals zum Training eingeladen und durfte mit der Jugendmannschaft an Turnieren in Brasilien, der Schweiz und auch Slowenien teilnehmen. So kam schlussendlich der Transfer zu Stande.
Um ganz allgemein zu sprechen: Wie hart ist die Konkurrenz in Ghana, um einen der begehrten Plätze in Europa zu bekommen?
Die Konkurrenz ist enorm. Wohlgemerkt matcht man sich mit vielen hoch motivierten und talentierten Spielern. Abgesehen vom Fußball gibt es in Ghana nicht viele Sportarten, die die Jugendlichen ausüben und genießen. Daher gibt es wahrscheinlich Millionen von potenziellen Fußballern, gegen welche man sich durchsetzen muss. Die Anzahl und die Qualität machen es generell extrem schwierig, gescoutet zu werden.
Jetzt bist du also an den SCR Altach ausgeliehen und sammelst regelmäßig Spielminuten in der Bundesliga. Wie zufrieden bist du bisher mit dem Wechsel?
Für einen 19-jährigen Spieler aus Ghana wird ein Traum wahr. Altach hat mir eine einmalige Chance und Plattform gegeben, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Umso mehr will ich für diese Mannschaft alles geben. Ich muss mich mit meinen Leistungen revanchieren, damit auch Altach von meiner Anwesenheit profitiert. Altach hat es sich verdient.
Altach hat es sich verdient.Amankwah Forson
Im vorletzten Spiel gegen deinen Stammverein Salzburg hast du zwei Assists beigesteuert. Warst du für dieses Spiel besonders motiviert?
Klar, war ich besonders heiß auf diese Partie. Eigentlich freue ich mich darauf, in jedem Spiel einen großen Beitrag zu leisten. Aber zwei Tore gegen Salzburg vorzulegen, ist immer etwas Besonderes und lässt einen glauben, dass man es in jedem Spiel wiederholen kann.
Die ersten zwölf Spiele sind in der Bundesliga gespielt. Was denkst du über die Leistung der Mannschaft im Gesamten?
Um ehrlich zu sein, abgesehen von den unerfreulichen Ergebnissen haben wir meiner Meinung nach sehr gut gespielt. Der Stil des Trainers hilft uns, in den Spielen das Heft in die Hand zu nehmen, aber wir haben auch manchmal Pech gehabt. Selbst in einigen Spielen, in denen wir verloren haben, haben wir nicht schlecht gespielt. Wir haben etwa gleich viele Tore geschossen wie Rapid, Tirol und Lustenau. Ich denke, wir müssen mehr daran arbeiten, den Glauben nicht zu verlieren und bis zum Ende durchzuhalten. Ich glaube an meine Mannschaftskameraden und ich weiß, dass wir sicher weiter alles daransetzen werden, um gemeinsam mit den Fans diese Saison etwas erreichen zu können.
Mit deinen vier Assists hast du mittlerweile vier Scorerpunkte geliefert. Wie viele Scorerpunkte können die Altacher Fans in dieser Saison von dir erwarten?
Ich bin mit der großen Hoffnung hierhergekommen, zweistellig für den SCR Altach zu treffen. Bis dato habe ich zwar noch kein einziges Tor erzielt, aber ich halte immer noch an meinem persönlichen Ziel fest und werde weiter daran arbeiten. Über dem steht natürlich das Gesamtabschneiden unseres Teams. Hier bin ich ebenso zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen werden.