36 Stunden nach dem Weltcupfinale und offiziellen Saisonende kehren die heimischen Top-Rodler zurück in den Eiskanal. Bis Freitag wird in Igls Material getestet, anschließend bekommen die Schützlinge von Christian Eigentler zwei Wochen frei. Der 39-jährige Tiroler blickt auf seine Premierensaison als ÖRV-Cheftrainer zurück, spricht über positive Überraschungen, den weiteren Fahrplan und mögliche Adaptionen.
Wie fällt die Bilanz ihrer Premierensaison als Cheftrainer der heimischen Kunstbahn-Rodler aus?
„Es war eine Saison mit einigen Höhen, aber auch Tiefen. Der Start in Igls, wo wir alle acht Rennen gewinnen konnten, war historisch. Da waren wir richtig stark, hatten aber auch bei den knappen Entscheidungen das Quäntchen Glück auf unserer Seite. Auch bei den Übersee-Weltcups haben wir uns sehr gut in Szene setzen können, nach der Weihnachtspause ist dann etwas der Faden gerissen. Wir haben uns speziell in Sigulda brutal schwer mit der Abstimmung getan, sind vom eigenen Unvermögen, aber auch von einer Grippewelle ausgebremst worden. Positiv war dann die Reaktion in Oberhof, wo wir mit acht WM-Medaillen die richtige Antwort gefunden haben. Im letzten Saisondrittel war die Leistung wieder sehr in Ordnung. Speziell das starke Finale in Winterberg, wo wir drei Tagessiege geholt und in allen Disziplinen aufs Podium gerodelt sind, war sehr erfreulich.“
Was hat sie in dieser Saison positiv überrascht, in welchen Bereichen hätten sie sich mehr erwartet?
„Die Willensstärke und Unbekümmertheit unserer Jungen, allen voran im Doppelsitzer, war richtig lässig. Die Leistung von Selina Egle und Lara Kipp bei den Damen, sowie Juri Gatt und Riccardo Schöpf bei den Herren, hat mir sehr imponiert, zumal es eine sehr intensive und kräftezehrende Saison war. Auch das Comeback von Jonas Müller, der sich zwei Wochen nach seinem heftigen Crash in Sigulda zum Weltmeister gekrönt hat und hinten raus richtig stark gerodelt ist, war sensationell. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass wir am Start Defizite haben und uns über die Saison hinweg die Konstanz gefehlt hat, hier müssen wir unbedingt nachbessern.“
Für den Schlittenbau und die Materialentwicklung hat man mit Schorsch Hackl im vergangenen Sommer einen absoluten Experten verpflichtet – ist seine Handschrift schon zu erkennen?
„Das Ganze ist als Prozess zu sehen, der für alle Beteiligten neue Erfahrungen beinhaltet. Die Schlittentechnik erfindet sich nicht neu, aber es ist eine gewisse Herausforderung, die unterschiedlichen Systeme und Zugänge auf einen Nenner zu bekommen. Wir haben viel ausprobiert, einiges dazugelernt und wissen, dass es seine Zeit braucht. Der Weg stimmt uns aber definitiv sehr zuversichtlich.“
Auch in diesem Winter haben sich einige ÖRV-Junioren bei den Arrivierten versuchen dürfen, ist es das Ziel die junge Nationalmannschaft noch jünger zu machen.
„Die Jungen müssen die Chance bekommen zu lernen und das können sie nur, wenn wir ihnen das Vertrauen schenken und sie bei den Arrivierten einsetzen. Das war schon immer der Zugang des Verbandes, auch das aktuelle Nationalteam ist jung, aber bereits reich an Erfahrung. Um zukunftsfit zu bleiben, müssen wir diesen Prozess weiter vorantreiben. Ob Barbara Allmaier, Lisa Zimmermann/Dorothea Schwarz, Noah Kallan oder Florian Tanzer, sie alle haben sich bei ihren heurigen Einsätzen super integriert und erfolgreich reingeschnuppert.“
Wie sieht der weitere Fahrplan aus?
„Wir nützen die letzte Eiswoche in Igls, testen bis Freitag Material, führen Feedback-Gespräche und starten den Analyse-Prozess. Anschließend bekommt die Mannschaft zwei Wochen frei, ehe wir in La Plagne eine weitere Testwoche einschieben. Nach Ostern wird der Trainingsbetrieb dann in allen Bereichen wieder voll hochgefahren.“