Österreichs Kunstturnerinnen gelang bei der Weltmeisterschaft in Liverpool ein sehr beherzter und sturzfreier Auftritt. Dieser bedeutete Platz 19 und überbot das bislang beste Teamergebnis der Verbandsgeschichte – Rang 22 aus 2014 – um drei Positionen. ÖFT-Athletensprecherin Jasmin Mader: „Wir sind unheimlich stolz auf unsere gemeinsame Leistung. Wir haben nicht nur unser Qualifikationsergebnis von der EM bestätigt, sondern unsere Wertungen noch verbessert.“ Selina Kickinger: „Ich denke, alle haben gesehen, dass wir auf dem Weg nach oben sind.“
Der WM-Wettkampf von Selina Kickinger, Jasmin Mader, Alissa Mörz, Charlize Mörz und Berta Schwaningerbegann am Sonntag in der M&S-Arena (wo 2023 der Eurovision Song Contest über die Bühne gehen wird) sehr spät abends, erst knapp vor 22 Uhr Ortszeit. Denn das Team war in die letzte der zehn Untergruppen mit Turnerinnen aus insgesamt 75 Ländern gelost worden, dies sich dafür bei den kontinentalen Meisterschaften oder im Weltcup qualifiziert hatten. Die Stimmung im Publikum war dennoch ausgezeichnet, da gleichzeitig Gastgeber Großbritannien brillierte. Alissa Mörz: „Gewaltig, so etwas erlebt man selten.“
Von Gerät zu Gerät gesteigert
Die Österreicherinnen begannen den Wettkampf am Schwebebalken noch etwas verhalten, zwar sturzfrei, aber mit einigen kleineren Unsicherheiten. Im Zwischenklassement nach dem ersten Gerät lag man noch auf Platz 23. Direkt danach folgte am Boden die im Vergleich zur Konkurrenz stärkste Performance, mit dem insgesamt 15. Rang an diesem Gerät schob man sich auf Platz 22 vor. Am Sprung gab Berta Schwaninger mit einem mit einem fehlerfreien geschraubten Yurchenko ihr WM-Debüt erfolgreich. Es gelang die Verbesserung auf Platz 19 in der Zwischenwertung, der abschließend am Stufenbarren gehalten werden konnte.
Wieder elftbeste Europäerinnen, aber mehr Punkte als bei der EM
Wie schon bei der EM im August in München, bei der auf Platz 11 das bislang historisch beste ÖFT-Ergebnis gelungen war (und man einen der 13 kontinentalen WM-Team-Quotenplätze geholt hatte), bedeutete der 19. WM-Rang das elftbeste europäische Ergebnis. Allerdings gelang trotz der nominell etwas schwächeren Besetzung – Carina Kröll musste verletzungsbedingt die WM auslassen und wurde durch Berta Schwaninger ersetzt – eine punktemäßige Steigerung von 146.863 auf nun 147.164 Zähler.
Österreichs US-amerikanischer Nationaltrainer Daymon Jones fasste sein WM-Resümee sehr kurz: „We made history again.“ ÖFT-Kunstturnerinnen-Sportdirektorin Eva Pöttschacher: „Ich bin mit meinem Team wirklich hoch zufrieden und gratuliere allen herzlich. Wir haben zwar am Balken etwas nervös begonnen, aber sturzfrei. Doch das hat das Selbstvertrauen nicht angeknackst, alle blieben fokussiert, konzentriert, und haben in Folge das Beste aus sich heraus geholt. Beinahe hätten wir am Schluss auch noch Schweden überholt.“
Für Österreichs Turnerinnen ist die WM damit zu Ende, da keine Final-Qualifikationen erreicht wurden. Auch nicht im Einzel-Mehrkampf, womit man vorher spekuliert hatte. Doch obwohl Selina Kickinger und Jasmin Mader bei der WM 2022 deutlich mehr Punkte erturnt hatten, als die seit Monaten verletzte Marlies Männersdorfer bei der WM 2021 – wo sie als erste Österreicherin ein Top-24-Mehrkampf-WM-Finale erreicht hatte -, ging es sich diesmal um elf bzw. 13 Plätze nicht aus. Österreichs männliche Turner werden ihren WM-Wettkampf bereits am Montag vormittags bestreiten – wobei die Endergebnisse erst gegen Mitternacht MEZ feststehen werden.