Männersdorfer hört auf
Im Oktober 2021 zog Marlies Männersdorfer in Kitakjushu (Japan) als erste österreichische Kunstturnerin in ein WM-Finale ein. Es folgten mehrere Verletzungen und Krankheiten, doch Männersdorfer kämpfte sich erfolgreich in den Spitzensport zurück. Dennoch gab die Wahl-Vorarlbergerin nun ihren Rücktritt bekannt: „Das Feuer hat nicht mehr so gebrannt, wie es notwendig ist.“
Wegen zuerst einer langwierigen Corona-Erkrankung und danach mehreren Verletzungen verpasste Marlies Männersdorfer alle Großereignisse 2022, zuletzt auch die WM in Liverpool, obwohl sie im Herbst bereits wieder voll im Training stand. Am vergangenen Wochenende gab sie an einem Nebenschauplatz, beim Gympies Cup in Belgien nach fast 13 Monaten ohne Wettkampf ihr „Comeback“, das allerdings gleichzeitig die – durchaus starke – internationale Abschiedsvorstellung sein sollte. Der allerletzte Wettkampf wird die Vorarlberger Meisterschaft morgen Samstag, 19. November 2022 sein.
Männersdorfer: „Ich habe in den letzten Wochen und Monaten bereits gespürt, dass es für mich nicht mehr so ist, wie früher. Ich wollte allerdings nicht verletzt zurücktreten, denn dann hätte ich mir später vielleicht selbst Vorwürfe gemacht. Daher habe ich mich in Wettkampfform zurück gearbeitet – um mir meiner Sache jetzt sicher zu sein. Der Rücktritt fällt mir zwar nicht leicht, doch ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist.“
Die in Wien geborene und als Kind im Weinviertel aufgewachsene Marlies Männersdorfer begann mit fünf Jahren beim SV Gymnastics Gänserndorf zu turnen. Dort brachte sie es bis zu Platz 9 bei ihrem Staatsmeisterschafts-Debüt 2013. Mit 17 Jahren wechselte „MM“ 2015 wegen der besseren Trainingsbedingungen nach Vorarlberg, wo ihre Erfolgskurve rasch steil weiter stieg und sie bis heute ihren Lebensmittelpunkt hat. Männersdorfer sammelte seit 2015 insgesamt zwölf Staatsmeistertitel, drei EM- und vier WM-Teilnahmen. Im Vorjahr wurde sie außerdem erstmals zu Österreichs Turnsportlerin des Jahres gewählt.
In ihrem offiziellen Rücktritts-Statement betonte die Weltcup-Silbermedaillen-Gewinnerin aus Osijek 2021 und am Boden Gesamt-Weltcup-Sechste 2020/21: „Es war keine leichte Entscheidung, da ich dem Turnen seit 20 Jahren verbunden war und viel Leidenschaft dahinter stand. Auch wenn es oft schweißtreibend und nervenaufreibend war, blicke ich sehr positiv zurück. Ich habe beim Turnen viele Freundschaften geknüpft, bin in der Welt herum gekommen und habe unzählige schöne Momente erleben dürfen.“
Zu ihrer Zukunft meint die seit mehreren Jahren beim Bundesheer als Heeressportlerin verpflichtet gewesene Marlies Männersdorfer: „Nach meinem Bachelor-Abschluss in Logistik-Management werde ich mich meinem beruflichen Werdegang widmen und freue mich auf neue Herausforderungen. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die an mich geglaubt und mich unterstützt haben.“
ÖFT-Kunstturnerinnen-Sportdirektorin Eva Pöttschacher: „Seit vielen Jahren ist unser Sport untrennbar mit dem Namen Marlies Männersdorfer verbunden.Sie hat dem weiblichen Kunstturnen in Österreich nicht nur durch ihre spezielle Artistik am Balken und Boden eine persönliche Note gegeben.Als Sportdirektorin bin ich sehr stolz, dass ich Marlies lange Jahre im Spitzensport begleiten durfte. Ich wünsche ihr für die Zukunft das Beste und hoffe, dass sie dem Turnsport in irgendeiner Form erhalten bleibt.“ÖFT-Präsident Prof. Friedrich Manseder: „Alles Gute, Marlies, auf deinem weiteren Weg“.