Im Gespräch mit der win2day ICE Hockey reflektiert der Kanadier, wann seine Reise zum Headcoach eigentlich begonnen hat: "Headcoach zu werden ist etwas, worüber ich schon sehr lange nachgedacht habe, auch als ich noch aktiv für Feldkirch gespielt habe. Ich hatte es immer im Hinterkopf und wusste, dass das eine Herausforderung ist, der ich mich stellen möchte. In der letzten Saison habe ich in der Zusammenarbeit mit Marc Habscheid als Assistenztrainer sehr wichtige und nützliche Erfahrungen gesammelt. Als mir die Pioneers in dieser Saison die Möglichkeit gaben, diesen Posten zu übernehmen, hatte ich einen Plan und wusste, dass dies der nächste Schritt ist, den ich machen muss.“
Dylan Stanley verbuchte als Spieler für die VEU Feldkirch mehr als 500 Scorerpunkte. Mit Rick Nasheim, Gerhard Puschnik und Simon Wheeldon sammelten in der langjährigen Geschichte von Feldkirch nur drei Spieler noch mehr Scorerpunkte.
Der Aufgabe gewachsen?
Der Übergang vom Assistant zum Headcoach verlief nicht ganz ohne Bedenken, wie Stanley zugibt: "Klar hatte ich einige Zweifel, ob ich für diese Aufgabe bereit bin. Ich denke, jeder, der zum ersten Mal Headcoach wird, hat die gleichen Bedenken. Aber ich wusste, dass ich eine Gruppe von Leuten um mich herum hatte, die mir vertrauten. Ich bin wirklich dankbar, dass mir die Geschäftsführung die Möglichkeit gegeben hat, gemeinsam zu lernen und zu wachsen.“
Die Vorbereitung war der Schlüssel für Stanley, als er in der Offseason das Amt übernahm. Während das Entwickeln taktischer Strategien Teil des Prozesses war, legte er höchsten Wert auf die Pflege der Teamkultur und -umgebung. "Es war wirklich wichtig für mich, so viel wie möglich mit den Jungs zusammen zu sein. Deshalb habe ich auch eine führende Rolle im Kraft- und Konditionstraining übernommen, um sicherzustellen, dass ich weiterhin Beziehungen zu den Jungs aufbauen kann. Die meiste Zeit habe ich jedoch darauf verwendet, die Kultur und das Umfeld zu errichten. Ich glaube fest daran, dass es wichtig ist, Beziehungen aufzubauen und Standards zu setzen, an die sich unsere Spieler und unser Trainerstab halten können," betont er.
Auf die Frage nach seiner Trainerphilosophie gibt Stanley zu, dass er zwar noch immer an seiner taktischen Herangehensweise arbeitet, aber in seinem Engagement für den Aufbau bedeutsamer Beziehungen zu seinen Spielern und für die Aufrechterhaltung einer starken menschlichen Verbindung unbeirrt ist. "Ich glaube nicht, dass ich meine Trainerphilosophie in Bezug auf die taktische Herangehensweise an das Spiel gefunden habe. Das ist etwas, das ich weiterhin von anderen Trainern lernen werde. Aber für mich steht die menschliche Seite des Coachings und der Aufbau von Beziehungen an erster Stelle. Die taktische Seite ist etwas, an der wir als Trainerstab jeden Tag arbeiten. Aber die meiste Zeit verbringen wir damit, ein Fundament zu legen und einen Standard zu schaffen,“ erklärt er und unterstreicht die Bedeutung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit der Spieler. "Wir versuchen, jeden Tag an kleinen Details zu arbeiten. Aber das Wichtigste ist, sicherzustellen, dass diese Jungs gerne zum Training kommen. Glückliche Spieler sind bessere Spieler."
Junges Alter als Vorteil
Trotz seiner limitierten Erfahrung als Headcoach, er ist mit 39 nach David Kiss der zweitjüngste Cheftrainer in der Liga, glaubt Stanley, dass sein Alter ein Vorteil ist. "Die Art und Weise, wie man Beziehungen aufbaut, hat sich im Coaching und im Sport stark verändert. Es ist nicht mehr so, dass der Trainer oben steht und die Spieler unten sind. Ich glaube an eine Art von Coaching auf Augenhöhe. Am Ende bin ich vielleicht derjenige, der die letzten Entscheidungen trifft, aber wir erarbeiten uns viel als Gruppe. Ich denke, dass meine Jugend es den Spielern ermöglicht, mich ein wenig besser zu verstehen, und es ermöglicht mir, sie ein wenig besser zu verstehen. Wie gut sich ein Spieler mit seinem Cheftrainer versteht, kann einen gewaltigen Unterschied ausmachen,“ so Stanley.
Stanleys kurze Amtszeit als Cheftrainer ist mit einem beeindruckenden Start der BEMER Pioneers Vorarlberg verbunden, bei dem die Feldkircher einige Erwartungen übertroffen haben. "Es war ein unglaublicher Start mit den Pioneers. Unsere Gruppe hat sich sehr schnell zusammengefunden, schneller als ich erwartet hatte. Ich denke, dass einige unserer Siege nur deshalb zustande gekommen sind, weil die Spieler mit einer großartigen Teammentalität agieren. Wir haben begonnen, ein Verhalten an den Tag zu legen, das wir in der Vorsaison noch nicht gezeigt haben. Es gibt zwar eine Menge taktischer Dinge, die wir noch verbessern müssen, aber der Einsatz, die Energie und das Wettbewerbsniveau unserer Mannschaft haben es uns ermöglicht, sehr schnell aus den Startlöchern zu kommen.“ Außerdem betont Stanley die Underdog-Mentalität, die den Pioneers ermöglich ihre eigene Geschichte zu schreiben: „Wir sind jedes Mal, wenn wir das Eis betreten, Außenseiter. Ich denke, diese Mentalität ist für uns sehr wichtig. Ich habe den Spielern zu Beginn der Offseason gesagt, dass wir unsere eigene Geschichte schreiben müssen. Wir kümmern uns nicht um den Lärm von außen und darum, was andere über uns sagen.“
Pioneers sollen eine Playoff-Mannschaft weden
Was die Zukunft betrifft, ist Stanleys langfristiger Plan klar: "Mein Ziel ist es, die Pioneers zu einer erfolgreichen Eishockeyorganisation in der Liga zu machen. Es gibt eine Menge Dinge, die ich noch lernen muss. Ich bin mir der Fehler, die ich täglich mache, durchaus bewusst. Aber ich bin demütig und hungrig, jeden einzelnen Tag.“ Mit dem Vertrauen und der Unterstützung der Organisation ist er entschlossen, das Team aus Feldkirch zu "neuen Höhen führen" und aus ihnen eine Mannschaft zu machen, „die regelmäßig um die Playoffs und den Titel mitspielt,“ so Stanley.
Nächstes Spiel der BEMER Pioneers Vorarlberg:
Sonntag, 08.10.2023:
BEMER Pioneers Vorarlberg – HC TIWAG Innsbruck
Feldkirch, Vorarlberghalle, 17 Uhr