Altach-Trainer Ingolitsch spricht im Sky Sport Austria Podcast über "ein grosses Privileg"
Der Trainer des CASHPOINT SCR Altach Fabio Ingolitsch und der Sky Experte Alfred Tatar waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.
„Ich habe noch nie in meinem Leben so viel verlieren müssen“
Fabio Ingolitsch
…über den 3:2-Auswärtserfolg beim SK Austria Klagenfurt: „Es war natürlich ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns, da brauchen wir nicht drum herum zu reden. Wir haben jetzt schon viele Wochen und leider auch Monate auf dem letzten Platz verharrt, das ist nicht unser Anspruch. Unser Anspruch ist ein größerer. Wir haben uns ein klares Ziel gesteckt, und das ist der Klassenerhalt. Dem werden wir alles unterordnen. Wir haben schon vor einiger Zeit versucht, die Ruhe zu bewahren, stets unser Spiel durchzuziehen und unserer Linie treu zu bleiben. Damit sind wir, glaube ich, ganz gut gefahren, wenn man unsere Leistungskurve anschaut die letzten Wochen. Die zeigt auf jeden Fall nach oben, die Entwicklung der Mannschaft stimmt. Wir haben viele einzelne Spieler weiterentwickelt, und ich glaube, man kann sich mittlerweile unser Spiel ganz gut anschauen. Wir erspielen uns sehr viele Torchancen, haben aber in den letzten Wochen Probleme gehabt mit unserer Konsequenz, dass wir dann auch Ergebnisse und Resultate erzielen und die nötigen Punkte holen. Das ist der letzte Step, den wir jetzt noch gemeinschaftlich gehen müssen. Das haben wir jetzt in Klagenfurt besser gemacht. So schnell kann es gehen im Fußball: Mit einem Sieg kann man plötzlich zwei Mannschaften überholen. Daher wissen wir, wie schnell es gehen kann, in beide Richtungen. Gerade schauen wir natürlich lieber auf die Tabelle, aber wir wissen, dass das nur ein erster Schritt war und nicht mehr.“
…über die Saisonleistungen des CASHPOINT SCR Altach: „Erstmal tut mir diese Statistik richtig weh. Ich bin ein Mensch, der wahrscheinlich sich selbst gegenüber am kritischsten ist und einen riesigen Anspruch an sich selbst hat. Für mich persönlich ist es viel zu wenig, ich habe noch nie in meinem Leben so viel verlieren müssen. Ich habe zwar gewusst, als ich die Aufgabe angetreten bin, dass es ein Risiko ist. Aber auch, dass es zugleich eine Chance ist. Ich habe mir gedacht, dass wir vielleicht das ein oder andere Spiel mehr verlieren werden als gewinnen, so realistisch und pragmatisch war ich schon in meiner Herangehensweise. Aber ich habe mir schon erhofft, dass man schneller die ersten Impulse und Reize setzen kann und dass wir das schneller in Resultate ummünzen können. Da muss man ganz ehrlich sagen: So wie ich mir das vorgestellt habe, haben wir es noch nicht hinbekommen. Deswegen sind wir da jetzt längerfristig noch mit drin. Wir spielen, wie gesagt, viel besser als das, was wir da rausziehen. Dass wir erst zwei Siege gemeinsam geholt haben, entspricht, glaube ich, nicht unseren Leistungen. Aber es entspricht schon ein Stück weit der Realität, weil es ist auch kein Zufall.“
…über die Ansprüche an sich selbst und die Unterstützung der Vereinsführung: „Wie gesagt: Ich bin sehr selbstkritisch und auch stress- und druckresistent. Den einzigen Stress, den ich permanent gespürt habe, war mein innerlicher Stress und mein innerlicher Druck, weil mein Anspruch an mich selbst so hoch ist. Die Medienlandschaft in Vorarlberg ist relativ ruhig, zudem kenne ich mittlerweile alle einzelnen Beteiligten persönlich sehr gut. Bei uns im Club ist es so, und da muss ich wirklich nochmal ein großes Dankeschön an alle Verantwortlichen im Verein aussprechen, dass es immer sehr, sehr ruhig gewesen ist. Alle sind, in Anführungszeichen, cool gewesen und sind ruhig geblieben. Wir haben unseren eingeschlagenen Weg nicht verlassen, sondern wir haben ihm vertraut. Und wir sind in der Mannschaft wirklich sehr gut damit gefahren, dass wir einfach im Trainerteam und auch mit der Mannschaft in Ruhe arbeiten konnten, ohne dass von außen große Hektik gekommen ist. Das versuchen wir einfach mitzunehmen, dass wir jedes Spiel, das kommt, als normales Fußballspiel angehen, und wenn wir das besser hinkriegen als die anderen, auf mentaler Ebene, dann glaube ich, dass wir schon einen riesigen Vorteil daraus ziehen können.“
…über Drucksituationen als Trainer: „In dem Bereich, wo wir uns bewegen, musst du tagtäglich mit Drucksituationen umgehen. Es ist schon ein Stück weit anders als bei Führungskräften in der Wirtschaft. Es wird wöchentlich mit dir und deiner Mannschaft abgerechnet. Nicht nur intern sondern auch medial.“
…über seinen eigenen Umgang mit Druck: „Ich glaube es ist sehr wichtig, als Mensch in einer Balance zu sein. Nur wenn ich als Mensch in der Balance bin, kann ich auch als Trainer funktionieren. Für mich ist das ganz klar, ich habe zwei Dinge als Ventil: Zum einen Sport, ich versuche es so gut wie möglich, fast täglich, bevor wir in die Arbeit starten, meinen Sport hier am Trainingscampus zu machen. Das andere und allerwichtigste Ventil, was mich in die Balance bringt, ist meine Familie. Wenn ich nachhause komme zu meiner Frau und meinem Sohn, dann bin ich nicht mehr der Fußballtrainer, sondern der Mensch. Dann bin ich nur der Fabio, und dann kann ich dieses Trainerdasein auch wirklich sehr gut abschütteln und von mir weghalten und bewege mich in einer normalen Welt. Dann bin ich in meinem privaten Leben und angekommen und einfach glücklich und das hilft mir auch in meinem beruflichen Leben. Deswegen glaube ich, dass ich dann dort einfach richtig pacen kann und meine Akkus immer voll aufgeladen sind. Und wenn ich dort bin, bin ich zu 100 Prozent Trainer, vielleicht sogar mehr. Wenn ich nachhause gehe, lege ich diese Trainerfunktion ab und kann einfach ich selbst sein.“
…über die Bedeutung der Menschenführung: „Das Allerwichtigste, was die guten von den sehr guten Trainern unterscheidet, ist sicherlich der Umgang mit Menschen. Das ist wahrscheinlich auch der Aspekt, wo ich persönlich noch am meisten lernen kann und möchte.“
…über sein Alter und seine Verbindung zur Mannschaft: „Da ist manchmal mein junges Alter sogar eine Hilfestellung, weil wir sehr oft in ähnlichen Lebenssituationen sind, junge Familienväter sind, vor kurzer Zeit geheiratet haben, alleine hier sind und nicht in unserem Zuhause, wo man einen Support hat von Großeltern. Dadurch kriegst du schon eine gute Bindung und und ich glaube es hilft, wenn die Spieler dir vertrauen, als Mensch. Und noch besser ist es, wenn sie dir als Mensch und als Trainer vertrauen. Sie sehen: Dein Plan funktioniert, die Dinge, die du dir überlegst, machen Sinn und es macht Spaß.“
…über das kommende Auswärtsspiel beim GAK: „Zweifelsohne ein sehr wichtiges Spiel. Man kann auch sagen, es ist ein richtungsweisendes Spiel. Wenn wir dieses Spiel gewinnen sollten, was unser klarer Plan ist, dann können wir uns zumindest ein Stück weit absetzen, was uns zumindest kurz Luft gibt. Zum anderen wissen wir um die Gefahr: Fußball ist ein Tagesgeschäft und nächste Woche, wenn wir das Spiel verlieren sollten und unsere beiden Kontrahenten gewinen sollten, dann sind wir wieder ganz hinten. Man darf nie aufhören, die Arbeit beginnt jetzt erst.“
…über die Titelchancen von FC Red Bull Salzburg: „Salzburg ist, glaube ich, immer der Favorit. Salzburg hat den klaren Anspruch, beide Titel zu holen. Und normalerweise muss Salzburg auch beide Titel holen, weil sie die mit Abstand besten Möglichkeiten vorfinden. Natürlich drücke ich ihnen die Daumen, es ist meine Heimatstadt und da sind immer noch sehr viele Leute tätig, die ich kenne und die ich wertschätze, mit denen ich auch noch in Kontakt bin. Daher wünsche ich ihnen nur das Beste.“
…über Planung im Trainergeschäft und seine Zukunft: „Einen Plan im Trainerdasein zu haben, ist sehr schwierig, weil sich die Situation wöchentlich verändern kann. Ich habe zwei- oder dreimal für mich selbst klare Ziele gehabt, wie ich meinen nächsten Schritt gehen möchte. Und zweimal ist es komplett anders gekommen. Daher bin ich mittlerweile gut beraten, mich komplett davon zu entfernen. Ich versuche, so gut wie möglich im Hier und Jetzt zu sein und das so gut wie möglich zu genießen. Ich muss ehrlich sagen: In meinem Alter einen Verein wie Altach in der österreichischen Bundesliga trainieren zu dürfen, ist ein großes Privileg. Deswegen bin ich sehr demütig und kann das gut einschätzen und auch schätzen. Dementsprechend versuche ich hier alles zu investieren und eine gute Arbeit zu leisten. Ich denke, wenn ich hier eine gute Arbeit leiste, macht es mir auch Spaß, noch das ein oder andere Jahr hier zu sein. Ich habe keinen Stress. Ich denke: Wenn ich hier gut arbeite, wird es auch möglich sein, den nächsten und übernächsten Job zu kriegen.“
…über seine Heimatstadt Salzburg und den FC Red Bull Salzburg: „Es wäre gelogen, wenn man diese Gedanken nicht im Kopf hat. Es wäre wahrscheinlich das größte Privileg, wenn man als Salzburger bei diesem großen Club in Salzburg Trainer sein dürfte. Es wäre wahrscheinlich wunderschön, aber gleichzeitig auch eine große Bürde, zuhause so einen Job zu übernehmen.“
…über seinen Bruder Sandro Ingolitsch: „Erstmal bin ich sehr froh, dass er überhaupt wieder Fußball spielen kann. Das war in dem Moment ja nicht absehbar, ob er zurückkommt und wenn ja, wie er zurückkommt. Er hat wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Ich bin einfach froh, dass er wieder zu seiner Passion, zum Fußball, gefunden hat, und dass es ihm wieder Spaß macht das zu tun, was er am liebsten tut.“
„Der Fußball ist ein Geschäft, wo es letztlich auch um Erfolg geht."
Sky Experte Alfred Tatar
… über die Spielweise des CASHPOINT SCR Altach: „Mit dem Abstiegsgespenst im Antlitz trotzdem völlig neue Wege zu gehen, wie es der Fabio gesagt hat, das kann normalerweise nur gutgehen. Das ist dann auch ein Anker, wenn es in die neue Saison geht. Ich glaube schon, Fabio, dass du einer bist, der die größten Ansprüche an sich selbst stellt, und natürlich musst du das auch an die Mannschaft weitergeben, damit endlich diese Punkte hereinkommen, die man für den Tabellenplatz braucht.“
… über das anstehende Spiel zwischen CASHPOINT SCR Altach und GAK: „Gerettet bist du erst am Ende, wenn die Spiele vorbei sind. Die Hoffnung muss sein, dass das Konzept, das er seinem Team mitgibt, greift.“
…über FC Red Bull Salzburg gegen SK Sturm Graz am kommenden Sonntag: „Was traue ich Salzburg zu? Die Entwicklung, wenn man von Entwicklung sprechen kann, zeigt steil nach oben. Irgendwann allerdings muss auch hier ein Team einen Weg finden, diese Entwicklung zu stören, mit einer Niederlage für Salzburg. Die Frage ist: Wer soll das sein? Am ehesten könnte es Sturm sein. Sturm weiß schon, wie man Salzburg knacken kann. Aber Salzburg weiß auch, wie man Sturm knacken kann.“
…über den Trainer Fabio Ingolitsch: „Der Fußball ist ein Geschäft, wo es letztlich auch um Erfolg geht. Sollte er erfolgreich sein, wird er eine Karriere nach seinem Geschmack machen. Ich glaube, dass die Rahmenbedingungen im internationalen Fußball mittlerweile so sind, dass er auch im Ausland wird landen können. Ich mache mir um ihn keine Sorgen.“